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ANNA GOLDHOFER
«WIR KÖNNEN UNSERE ERFOLGE MESSEN.»
Anna Goldhofer, Nachhaltigkeitsexpertin in der Kreislaufwirtschafts-Lieferkette, erklärt, warum ihr der aktive Beitrag zum Klimaschutz so wichtig ist, dass sie sich privat und beruflich dafür engagiert.
Anna Goldhofer, Sie sind in der BMW Group (und über deren Grenzen hinaus) bekannt, weil Sie sozusagen die Frau hinter der recyclingfähigen Fussmatte sind, die man in vielen BMW Fahrzeugen findet. Andererseits setzen Sie sich mit aller Kraft für den Klimaschutz ein. Wie verbinden Sie diese zwei Welten?
Anna Goldhofer: Es ist so: Diese Fussmatte wird demnächst in mindestens 3,5 Millionen Fahrzeugen, wahrscheinlich aber in vielen mehr zu finden sein. Dies ist ganz schön viel Material, das nicht verbrannt werden muss – und gleichzeitig viel CO2, das gar nicht erst entsteht. Der Welleneffekt ist enorm. Die meisten unserer Komponenten werden immer noch aus unterschiedlichen Materialien hergestellt. Sie werden verklebt und verschweisst und sind untrennbar – sie können nur verbrannt werden. Dies werden wir bei der Entwicklung ändern. Komponenten, deren Materialien recycelt werden können, sind schliesslich die Grundlage einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft. Wir testen neue Stoffe wie z. B. recyclingfähiges Polyester und pflanzliches Leder. Und wir kalkulieren die CO2-Fussabdrücke, um zu bestimmen, welchen Pfad wir einschlagen sollen. Jedes kleine recyclingfähige Teil hat seine eigenen Auswirkungen. Im Moment nutze ich mein Wissen, um dabei zu helfen, die Lieferketten in unserem Unternehmen nachhaltiger zu gestalten. Mein Ziel ist es, einen spürbaren Beitrag zum 1,5-Grad-Ziel des Übereinkommens von Paris zu leisten. Ich will der Klimakrise mit meiner Arbeit ein Ende bereiten. In einem grossen Unternehmen wie der BMW Group habe ich den nötigen Einfluss und die Möglichkeit, einen erheblichen Unterschied zu machen. Jedes noch so kleine Teil hat Auswirkungen auf die Umwelt. Die BMW Group hat sehr viel Einfluss innerhalb der Branche und geniesst ein hohes Ansehen in der Welt. Wir können Änderungen anstossen und diesen Fortschritt antreiben.
Mittlerweile setzen Sie Ihr Fachwissen bei Ihrer Arbeit im Einkauf und in der Lieferkette eindrucksvoll ein. Was war der Grund dafür?
Anna Goldhofer: Ich wollte einen Beitrag zur Kreislaufwirtschaft aus einer anderen Perspektive leisten und mein Wissen erweitern. Im Einkauf hat man einen der grössten direkten Hebel – und somit sehr viel Einfluss. Eine der Hauptaufgaben der Entwicklung und des Einkaufs ist es, gemeinsam mit unseren Partnern und Lieferanten CO2-Reduktionsziele, Sekundärrohstoffquoten und damit die Kreislaufwirtschaft voranzutreiben. Dem Einkauf kommt dabei eine kritische Rolle zu – beispielsweise durch das Einbetten von Nachhaltigkeitszielen in Erteilungsentscheidungen und das Gewährleisten von Transparenz in der ganzen Lieferkette. Eines der Hauptziele beim Thema Nachhaltigkeit in der Lieferkette ist die Erhöhung des Anteils der Sekundärrohstoffe. Das ist von entscheidender Bedeutung für die Erreichung unserer CO2-Reduktions- und damit unserer Klimaziele. Der Markt für gutes Sekundärmaterial in angemessener Qualität und Menge ist heute noch überschaubar. Deswegen ist es so wichtig, einen Beitrag zu seinem Wachstum zu leisten, indem man die Nachfrage ankurbelt und so auf eine funktionierende Kreislaufwirtschaft hinarbeitet. Eines der Grundprinzipien einer Kreislaufwirtschaft ist ein Wirtschaftssystem geschlossener Kreisläufe, damit Rohstoffe, Komponenten und Produkte möglichst wenig an Wert verlieren, erneuerbare Energiequellen genutzt werden und im Laufe des gesamten Prozesses systematisches Denken an den Tag gelegt wird. Nur wenn in der Industrie flächendeckend nach diesen Grundsätzen vorgegangen wird, kann der Bedarf an Sekundärmaterialien gedeckt werden. Die Kreislaufwirtschaft trägt somit zur verantwortungsvollen Nutzung begrenzter Ressourcen bei, spielt aber auch eine zentrale Rolle bei der Dekarbonisierung und der Erreichung der Ziele des Übereinkommens von Paris.
Stellen wir uns vor, Sie treffen Oliver Zipse, den Vorsitzenden des Vorstands der BMW AG. Sie reden über Ihre Projekte, Ihre Ziele, und er fragt: «Wie kann ich Sie unterstützen? Was brauchen Sie?» Was antworten Sie?
Anna Goldhofer: Dass die BMW Group in Sachen Klimaschutz viel mutiger vorgehen muss, sowohl intern als auch politisch. Er sowie der gesamte Vorstand können diesen Prozess vorantreiben, indem sie beispielsweise noch spezifischere Ziele für die Kreislaufwirtschaft festlegen und die entsprechenden Projekte mit einem ausreichenden Budget finanzieren. Ausserdem möchte ich, dass die BMW Group ihren politischen Einfluss nutzt, um die Klimaneutralität voranzutreiben und ihre Arbeit weiter an den UN-Klimazielen auszurichten.